Als ich Unter Hochspannung geschrieben habe, war die Geschichte von Tuvalu für mich ein eindrucksvoller Aufhänger. Ein fernes Beispiel, scheinbar weit weg von unserem Alltag in Deutschland. Ein Inselstaat, dessen höchster Punkt wenige Meter über dem Meeresspiegel liegt. Menschen, die genau wissen, dass ihr Zuhause verschwinden wird – und die trotzdem handeln.
Dass diese Geschichte so schnell mit Leben gefüllt würde, hätte ich nicht gedacht.
Vor wenigen Tagen berichtete der Spiegel darüber, dass die ersten Klimaflüchtlinge aus Tuvalu in Australien gelandet sind. Nicht als Planspiel, nicht als Zukunftsszenario, sondern als gelebte Gegenwart. Der Klimawandel ist keine abstrakte Debatte mehr. Er ist real. Und er trifft Menschen, die am wenigsten dazu beigetragen haben.
Für mich als Vater ist das mehr als eine Nachricht. Es ist eine bittere Bestätigung dessen, was ich in meinem Buch beschreibe: Wir haben keine Zeit mehr für Ausreden, ideologische Grabenkämpfe oder Wohlfühlrhetorik. Die Energiewende ist kein moralisches Projekt, sie ist eine Notwendigkeit. Und sie ist vor allem eine Gestaltungsaufgabe – für die Generation, die nach uns kommt.
Der entscheidende Unterschied zwischen uns und den Menschen in Tuvalu ist unsere Handlungsfähigkeit. Der Großteil der Weltbevölkerung kann nicht nach Australien fliehen. Und wir in Deutschland können es auch nicht. Unser „Australien“ ist unsere eigene Infrastruktur, unsere Industrie, unsere Art zu wirtschaften – und die müssen wir jetzt zukunftsfähig machen.
Deutschland gehört zu den größten Volkswirtschaften der Welt. Dieser Wohlstand gibt uns Möglichkeiten, die der Großteil der Weltbevölkerung nicht hat: Kapital, Technologie, stabile Institutionen und unternehmerische Gestaltungsmacht. Gerade Unternehmer können Investitionsentscheidungen treffen, die sofort Wirkung entfalten – weit stärker als individueller Verzicht. Aus dem Verursacherprinzip folgt für mich keine Schulddebatte, sondern Verantwortung: Wer überproportional profitiert hat, hat auch überproportional die Fähigkeit – und damit die Pflicht –, Lösungen umzusetzen.
Genau darum geht es in meinem Buch: Schluss mit dem Gerede, hin zu Lösungen. Weg von der Angst, hin zur Umsetzung. Die Technologien sind da. Das Wissen ist da. Was fehlt, ist der Wille, konsequent zu handeln – politisch, unternehmerisch und gesellschaftlich.
Tuvalu erinnert uns daran, was auf dem Spiel steht. Deutschland erinnert mich jeden Tag daran, was möglich wäre.
Jetzt ist die Zeit, es zu tun.